Manchmal führt uns das Leben, ohne dass wir es ahnen. Manchmal gibt es uns schon vorher Zeichen, die wir in dem Moment, in dem sie geschehen, nicht als solche wahrnehmen, aber rückblickend verbinden und aus ihnen Sinn ablesen können.
Als ich eines Tages im Frühjahr 2013 für mein Praktikum bei “Genocide Watch” im Büro saß, und Artikel über den Kongo überflog, rief Greg uns für ein spontanes Meeting in den Konferenzsaal – wir hatten Besuch bekommen. Zachary Kaufmann war gekommen, und Greg wollte uns die Gelegenheit geben, mit einem renommierten Forscher im Bereich der Transitional Justice zu tratschen – über unsere professionelle Zukunft, seinen Berufs- und Bildungsweg, und über Mut. Ich erinnere mich noch daran, dass wir über Forschung in Ruanda sprachen, als er mich fragte, ob ich schonmal die öffentliche Bücherei in Kacyiru besucht hatte. Ich verneinte.
Er empfiel mir, mal vorbeizuschauen, denn die Bücherei war vom Rotary Club finanziert und von ihm mit-initiiert und mit Wissen (i.e. Büchern) gefüllt worden.
Flash Forward. Frühjahr 2015. Da sitze ich nun, in der Bücherei, deren Atmosphäre mich ein wenig an die Uni-Bib erinnert – fast alle Arbeitsplätze sind besetzt, junge SchülerInnen und StudentInnen arbeiten, lesen, eine angenehme Stille herrscht – und Bücher, von denen ich nur träumen könnte, dass sie hier in der öffentlichen Bücherei in Kigali verfügbar seien. Ich schreibe meine Bachelorarbeit, der letzte Schritt hin zum Abschluss.
Und ich schmunzele, weil ich die letzten Tage in Passau noch alle möglichen Bücher eingescannt habe, aus Furcht davor, in Kigali keinen Zugriff zu Literatur zu haben. Eine Gruppe von Erstklässern besucht die Bücherei. Für einige Minuten wird es unruhig, die Kleinen stampfen die Treppe hinauf und werden durch die verschiedenen Abteilungen geführt. Sie wirken aufgeregt und hungrig nach Wissen. Für einen kurzen Moment denke ich zurück an Zachary und wie er mir vor zwei Jahren davon erzählt hat, was er für Herzblut in das Projekt “Bücher für alle” gesteckt hat. Danke.